Monday, June 25, 2007


Nachdem ich so lange nichts für meinen Blog getan habe und diverse Leute genau dies bemängelten, soll jetzt hier an dieser Stelle ein Beitrag zur allgemeinen Unterhaltung geleistet werden. Die wichtigste Neuigkeit: ich bin seit einer Woche wieder in Berlin, Blumensträuße und Konfettiregen bitte nicht von allen auf einmal, sondern schön der Reihe nach. Die Sache mit dem Akklimatisieren gestaltet sich ein wenig zäh, was eventuell am Wetter liegen könnte, aber nicht zwangsläufig muss. Die Umstellung von Backofen auf Beregnungsanlage ist noch nicht so recht erfolgt, es besteht aber noch Hoffnung. In meinem neuen alten Refugium, der PhilBib (danke, Herr Foster!) lebt man ja ein wenig in einer Blase, was gut ist. Auch für die Magisterarbeit.
Bevor ich ausführlich über die restliche Zeit in Indien berichte, möchte ich ein anderes Reiseziel vorstellen: Bali. Für diejenigen, die schon da waren: schön da, oder? Für alle anderen: äääätsch!!! Wer kann und will, soll hin, es ist ein wenig so, wie man sich den Garten Eden vorstellt, zumindest für 5 Tage, für einen längeren Aufenthalt hat es nicht gereicht, weil mein Visum abgelaufen ist. Die Insel ist wesentlich weiter von Delhi entfernt, als ich es mir vorgestellt hatte: inkl. Aufenthalt in Bangkok dauert es 12 Stunden, bis man da ist. Der Landeanflug entschädigt dann dafür.





Kleine Anekdote am Rande: da mir beim Einsteigen in den Flieger in Delhi ein dicker Inder von hinten auf den Flipflop trat und letzterer sich mit einem scharfen Reißgeräusch in seine Einzelteile auflöste, habe ich die Reise barfuß durchgestanden. Es ist etwas Besonderes, morgens um fünf Uhr ohne Schuhe durch den Bangkoker Flughafen zu laufen. Den Blicken der Leute nach zu urteilen fällt man so entweder in die Kategorie "Hippie-Freak" oder ins "Schon wieder eine Weißnase, die besonders hinduistisch sein will"-Schema. Ich bin denn auch nicht müde geworden, jedem, der mich anstarrte, zu erklären, dass meine Schuhe kaputt gegangen seien. An einer Fressbude habe ich dann gefragt, ob man irgendwo auf dem Flughafen Schuhe kaufen könnte. Die Antwort fiel negativ aus, eine Verkäuferin fühlte sich jedoch angespornt, mir ein Paar Schuhe zu besorgen. Zunächst zeigte sie mir sämtliche Schuhe aller Angestellten, die leider bei Schuhgröße 35 endeten. Schließlich verfolgte sie mich bis auf die Toilette, mit einer Freundin im Schlepptau, die Schuhgröße 40 hat. Die von ihr angebotenen Latschen waren braune Plüschsandalen, auf die jeweils ein Teddybär genäht war. Ich zog dann die Barfußvariante vor.

Die Tage auf Bali waren dann viel zu schnell vorbei, aber ein wenig habe ich mir doch ansehen können. Außerdem habe ich fürstlich und privat gewohnt, wie man erkennen kann:



Danach noch drei Tage Jakarta, dann zurück nach Delhi, Koffer gepackt, einen Tag später nach Berlin. Und da bin ich wieder. Und werde mich in Kürze wieder melden. Die alte Handynummer stimmt noch, wer will, möge anrufen: 0179-5932494. Fortsetzung folgt.

Tuesday, April 24, 2007

Lieber Vystyanastupup oder so, ich kann mir den Namen immer nicht merken, ist so, macht aber nichts. Na jedenfalls: natürlich beschränkt sich das Hegen und Pflegen der Wege und Blümelein nicht nur auf den schwäbalbischen Raum, sondern wird durchaus auch im Himalaya betrieben. Nur ist es hier eben nicht der pupsige Kaninchenzüchterverein oder die Taubenverwurstungsgesellschaft, sondern es wird gleich an höchste Stelle weitergegeben:


Hier sieht man das Logistikzentrum, denn der Himalaya ist nicht nur hoch, sondern auch groß, und da bedarf es schon einer gut ausgestatteten Leitstelle, um alles zu koordinieren. Zu den Aufgaben der Wildwegpfleger


gehören:

a) das Aufstellen von Bänken



b) das Aufstellen von Klohäuschen mit gutem Ein- und Ausblick (die Aborte für die Frauen befinden sich auf der Rückseite, gleich am Steilhang):


und c) das Aufstellen von höflichen Schildern, um den einen oder anderen kleinen Schönheitsfehler zu verbergen:



Und wer sich so rührend um die Umwelt kümmert, bekommt auch den Preis im Wettbewerb: Unser Dorf soll schöner werden!


Ich hoffe, alle Fragen zufriedenstellend beantwortet zu haben. Und jetzt ist wieder die Alb am Zug. Und herzlichen Glückwunsch, lieber VfB!

Monday, April 23, 2007

Für Jonathan zum Geburtstag

Lieber Jonathan,
hier kommt extra für dich ein kleines Geburtstagsgeschenk! Auf meiner Reise habe ich nämlich entdeckt, dass Usti und das klitzekleine Gaurikund im Gharwal-Himalaya offenbar Partnerstädte sind oder sonst irgend eine geheime Verbindung zueinander haben, denn: Schuhe allerorten!




Also: herzlichen Glückwunsch und allzeit eine flotte Sohle unter den Füßen!
Liebe Gemeinde,
nach einer neuerlichen Schweigephase möchte ich mich wieder einmal der Pflege dieses meines Blogs widmen. Der Grund für die lange Abstinenz lag nicht etwa in meiner Faulheit, sondern ganz im Gegenteil an großer Geschäftigkeit und in diesem Zusammenhange Abwesenheit. Nach einer Chorfahrt nach Mussoorie ging es nämlich im Rahmen meiner neuen Tätigkeit als Reiseleiterin stante pede für drei Wochen in den Norden Indiens, wovon ich hier und jetzt ein klein wenig berichten möchte, gell, Mik? Also: nachdem ich mich ein winziges Bisschen von der 10-stündigen Busfahrt aus Mussoorie erholt hatte, ging es am 2.April gleich wieder los mit dem Herumgereise, wieder 10 Stunden, diesmal im Zug, nach Amritsar. Im Gepäck hatte ich zwei rüstige deutsche Rentner, Gudrun und Wolfgang aus Hamburg, aber gebürtige Windischleubaer, und wie der deutschlandkundige Reisefreund weiss, ist letzterer Ort in der Nähe von Altenburg, wo Papis Familie haust, was denn die beiden Herrschaften gleich für mich einnahm. Am Bahnhof in Amritsar wurden wir gleich vom Stromausfall und unserem Fahrer begrüßt. Außerdem stand da ein Sikh, der dachte, er müsste mir zeigen, wie gut er mit seiner Zunge Verrenkungen im Mund machen kann. Recht widerlich, aber als ich sagte, ich würde die Polizei rufen (er kam uns nämlich hinterher), verzog er sich. Am nächsten Tag dann Pflichtbesuch des Goldenen Tempels, wie immer sehr schick, sehr voll und sehr beeindruckend, mit musikalischer Erbauung:


Dann zurück zum Auto und Weiterfahrt nach McLeod Ganj, einer der Hill Stations, die die Briten sich zurechtgebaut hatten, um der Hitze der Stadt zu entfliehen. Was ich jetzt, da ich wieder in Delhi bin und mir bei 42 Grad die Seele aus dem Leib schwitze, sehr gut nachvollziehen kann. Die Autofahrt durch den Punjab war ungefähr so spannend, wie Gras beim Wachsen zuzuschauen. Aber als dann die Berge in Sicht kamen, war es dafür um so aufregender. Der Himalaya!!! Na gut, erst mal die Vorberge, aber für eine echte Berliner Pflanze sind Hügel schon Berge, und ich will keine Kommentare zu diesem Thema von schwäbischer und bayerischer Seite, klar?


Im Gegensatz zu der beginnenden brütenden Hitze im Flachland war es hier angenehm kühl, man musste abends sogar einen Pulli überstülpen, was ich großartig fand. Ich bekomme hier eine gewisse Vorliebe fürs Frieren... Am nächsten Tag dann Stadterkundung. McLeod Ganj ist zwar größenmäßig nur ein Fliegenschiss auf der indischen Landkarte, aber trotzdem berühmt, weil Heimat der tibetischen Exilregierung und Zuhause des Dalai Lama, der aber leider gerade unterwegs war. Sein Kloster hat er aber dagelassen, weswegen man sich lustige Mönche anschauen kann,


die eine Schwäche für kleine bunte Fähnchen haben:

Ob der vielen Eindrücke und der feinen Landschaft habe ich dann leider nicht bemerkt, dass mein Mobiltelefon den Besitzer wechselte...

Am nächsten Morgen ging es weiter nach Shimla, aber vorher gab es noch - weil die Reiseleiterin ihrer Gruppe ja etwas bieten muss - zunächst einen kleinen Abstecher zu einem alten britischen Friedhof mit einem sehr romantischen Namen:


Die Briten haben damals offenbar sehr gefährlich gelebt, und das Lebenslichtlein wurde im einen oder anderen Fall auf exotische Weise ausgeknipst:



Dann ging es weiter zu einem tibetischen Kinderdorf, was ziemlich beeindruckend war. Als der Dalai Lama 1960 nach Indien flüchtete, wurde eine Schule mit Unterkunft für die mitgenommenen Kinder gegründet. Mittlerweile gibt es ein paar davon, mit insgesamt 15,000 Schülern. Die Kinder sind entweder in der tibetischen Exilgemeinschaft geboren oder werden von ihren Eltern geheim aus Tibet geschickt. Wenn die chinesische Regierung Wind davon bekommt, werden die Eltern enteignet und verlieren Job und Wohnung. Die Kinder haben keinerlei Kontakt zu ihren Eltern, weil das zu riskant ist. Das tibetische Bildungsnetzwerk in Indien ist mittlerweile sehr beeindruckend: neben den Schulen gibt es diverse Ausbildungsstätten, und gerade wurde die erste tibetische Universität gegründet. Das hier ist der Kindergarten:


Und weiter ging es auf der abenteuerlichen Fahrt der drei Musketiere nach Shimla, wovon ich in Kürze berichten werde.

Tuesday, March 13, 2007

Zu Magisterarbeitrecherchezwecken habe ich mich heute aus dem mehr oder weniger geordneten Teil der Stadt hinaus und in das Straßengewirr von Old Delhi begeben. Der Riksha-Fahrer hat uns nur unwesentlich übers Ohr gehauen und bis direkt vor die Pforten des Red Fort gefahren, das in meiner Erinnerung bei meinem letzen Besuch noch nicht ganz so ranzig aussah wie heute. Aber schee wars trotzdem. Und voller Touristen. Und die Sonne hat sogar kurzzeitig geschienen, nachdem sich gestern den ganzen Tag der feuchte Zorn Gottes über der Stadt entleert hat. Und die indischen Herrscher haben damals wohl weder Kosten noch Mühen gescheut, um sich selbst ein schönes Eigenheim zu errichten. Und alles ohne Bausparvertrag.


Der richtig interessante Teil kommt dann aber erst, wenn man wieder draußen auf der Straße ist und die ganzen Händler abgeschüttelt hat, die einem seltsame Sachen andrehen wollen. Die ehemalige Prachtstraße dieses Stadtteils ist eher nicht mehr so glanzvoll wie zu ihren Jugendzeiten, kann dafür aber mit sehr subtiler Werbung aufwarten.


Und das Herz geht einem auf, wenn man sieht, wie sorgsam im Land der Kühe und IT-Freaks mit den Datenbahnen der neuzeitlichen Telekommunikation umgegangen wird:


Wem da noch Zweifel am Weltmachtstatus des Subkontinents kommen, der möge bitte brausen gehen. Und wer wissen will, wie denn so viele Inder in ein einziges Land passen - genau so!


Und was den Feierabendverkehr angeht, so gibt es hier eher gemütliche Staus, bei denen man sich mit seinen Vorder- und Hinterrikshas und der einen oder anderen Kuh unterhalten kann, immer ganz gelassen und immer an der frischen Luft. Obwohl: das 'frisch' ist hier nicht im wörtlichen Sinne des europäischen Verständnisses von Luftqualität zu verstehen, sondern eher als Gradangabe im unteren Teil der 'So riecht es also, wenn ich mich in einer Urinpfütze suhle und nebenbei am Auspuff von Onkel Erwins altem Tatra mit laufendem Motor nuckele'-Skala. Mahlzeit!

Sunday, March 04, 2007

Und hier noch ein paar Impressionen, unkommentiert.




Und weil ich schon mal beim Bloggen bin, geht es gleich weiter. Zum Thema "India Shining" hat man ja vielleicht schon so manches gelesen, auf jeden Fall bekommt man es hier ständig um die Ohren gehauen. Das neueste Motto ist dann allerdings "India Poised", was wohl mit dem Karma und von wegen immer schön die Balance halten etc. zu tun hat. Und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Schlagzeilen der Marke "We are building Delhi together" in der Zeitung steht, was ein gemeiner Mensch vielleicht mit "Wir basteln Delhi zusammen" übersetzen könnte, aber dazu gehören wir ja nicht. Ein schönes Beispiel dafür, dass es in der Realität anders aussieht oder die Inder ein vom unseren sich unterscheidendes ästhetisches Empfinden haben, sei hier angeführt.

Und ich möchte hier an dieser Stelle auch noch das Vorurteil korrigieren, dass die Inder nur an ihrer eigenen Bollywoodmucke zu ersticken belieben und kein Interesse an anderen Musikdingen haben. Das kann man so nicht sagen:
Zugegebenermaßen wäre hier wohl keiner an Robbie interessiert, wenn die Dame im Bild-
hintergrund nicht abgebildet wäre, denn die gute alte Asha Bosle ist hier meines Wissens nach die berühmteste Bollywood-Sängerin, aber in dieser Annahme lasse ich mich gern korrigieren. Aber wenn irgendwann demnächst ein Robbie-Williams-Konzert in Delhi aus dieser Zusammenarbeit entspringt, soll es mir recht sein!

Saturday, March 03, 2007

So. Es ist Sonntag und wieder einmal Zeit für ein paar Neuigkeiten aus dem fernen Delhi. Heute ist Holi, einer der Trillionen indischen Feiertage, anders gesagt, eine Entschuldigung für die Einheimischen, die Sau rauszulassen und sich so richtig schon abzuschießen. Nur, dass das heute nicht nur mit Alkohol, sondern auch mit Farben passiert. Holi ist nämlich der offizielle Frühlingsanfang und das Fest der Farben, weil wohl der Obermufti Krishna wild auf Farben war und deswegen jedes Jahr im März geehrt wird. Während sich unsereiner in den heimischen vier Wänden verschanzt, steppt beim Nachbarn der Bär, wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist. Nebenbei füllt man sich gepflegt mit Hartgetränken und Banglassi ab. Letzteres ist der europäischen Species zumeist als Mango-Lassi bekannt, hierzulande wird Mango durch Bang, auch bekannt als THC-haltiger Stoff, ersetzt. Schmeckt gut und macht lustig. Wer zu viel davon abbekommt, wacht am nächsten Morgen mit einem dicken Schädel ohne Wertgegenstände auf. Habe ich gelesen.






















Sunday, February 25, 2007

Den verehrten Lesern dieses Blogs sollen freilich einige Impressionen nicht vorenthalten werden: es ist immer wieder auffällig, wie hübsch anzuschauen die Inderinnen in ihren Gewändern sind. Was allerdings immer wieder zu wünschen übrig lässt, ist das dazugehörige Schuhwerk, siehe links die Frau in Rosa. Offenbar gehören die Füße hier nicht zu den anziehend erscheinen sollenden Körperregionen, aber vielleicht unterscheiden sich die Ansichten da auch einfach kulturell.

Dafür scheint der Inder an sich das Bedürfnis zu haben, auch in der Öffentlichkeit seine Potenz zur Schau zu stellen. Ein nettes Beispiel ist abgebildete Säule, das Qtub Minar, vor vielen Jahren als Zeichen des Sieges in einem von vielen Kriegen von einem von vielen Kaisern aufgepflanzt. Es sieht aber dann doch eigentlich recht hübsch aus, zumal aus der Nähe. Und weil es in einem Park steht, für den man (als Nichtinder einen höheren) Eintrittspreis zahlen muss, ist es dort
recht angenehm und ruhig. Und schöner als Fernseh- und Funkturm allemal.

Zum Abschluss soll dann hier noch eines der traditionellen Fortbewe-
gungsmittel der Nation auf dem aufsteigenden Ast verewigt werden: vier Gänge, gute Straßenlage, kein Aqua-Planing und auch noch umweltfreundlich. Und viel Stauraum bietet es natürlich auch, eine richtige Familienkutsche. Namaste!